digital_real in Trebur

Fische, Handschuhe und Apps

Vier Vorträge – vier Perspektiven aus Industrie 4.0, das lieferte die lebendige Praxiskonferenz digital_real beim Fischmaster im südhessischen Trebur. Hier das Wichtigste in Kürze.

Den Auftakt zur Konferenz gestaltete Eric Nürnberger, Geschäftsführer des gastgebenden Unternehmens Fischmaster GmbH. Für ihn ist „Digitalisierung nie abgeschlossen, sondern ein ständiger Prozess“.  Eric Nürnberger, hat in nur wenigen Jahren eine volldigitalisierte Indoor-Fischzucht geschaffen und ist einer von vier Referenten der Veranstaltung. Er plädiert dafür, die Chancen zu sehen, die die Digitalisierung bietet: „Damit kann man coole neuen Dinge machen, die sonst noch keiner macht!“ Er rät Unternehmen, sich Klarheit darüber zu verschaffen und konkrete Ziele zu setzen, bevor sie ihren Transformationsprozess beginnen, um ihre Prozesse zu digitalisieren. Nürnberger hat zunächst damit begonnen, Sensoren an risikobehafteten Stellen seiner sensiblen Fischzucht einzusetzen und hat inzwischen mehr als 1.000 Sensoren an und in die Fischbecken montiert. Weitere Informationen

Im zweiten Vortrag berichtete Mattias Finzelberg, Geschäftsführer der Rex Gummitechniken GmbH & Co. KG mit Sitz in Pfungstadt, von der Digitalisierung seines Betriebs. Er hatte den Herstellungsbetrieb für Chemikalienschutzhandschuhe noch komplett analog gekauft und ihn innerhalb kürzester Zeit, auch unter Einführung eines ERP-Systems, digitalisiert. „Kennen Sie Ihre Kennzahlen. Und analysieren Sie deren Wechselwirkung!“, forderte der Unternehmer seine Mitstreiter und Kollegen im Publikum auf. Er vertritt die Meinung, dass Betriebe die Digitalisierung „mit genug Leidenschaft und Engagement auch ohne externe Berater schaffen“. Sicherlich kommen Finzelberg seine 25 Jahre Erfahrung als Unternehmensberater im Maschinenbau zugute, währenddessen er schon viele Firmen in der Digitalisierung begleitet hat.

Praxisbeispiel „Wie digitalisiert man ein analoges Unternemen?“ herunterladen

Vier Unternehmer-Typen im Zeitalter der Digitalisierung

Im Anschluss an die Praxisbeispiele stellte Prof. Dr. Rainer Zeichhardt von der BSP Business School Berlin vier Unternehmer-Typen im Zeitalter der Digitalisierung vor, die in einer Studie klassifiziert werden konnten:

  1. Der Surfer bewegt sich voll und ganz auf der Digitalisierungswelle. „Manche tauchen gar in sie ein“, so Zeichhardt.
  2. Der Taucher ist grundsätzlich an der Digitalisierung interessiert und setzt sich mit den 4.0-Themen auseinander.
  3. Der Inselbewohner romantisiert das Analoge und versucht der Digitalisierung zu entfliehen. „Digitalisierung ist nicht nur Technik, sondern auch Führung und Kommunikation“, sagte Zeichhardt, der mit der Einordnung amüsant den Zeigefinger erhob.
  4. Die Mitgerissenen machen zwar mit, aber eher halbherzig, weil sie sich nicht so wohl dabei fühlen und klammern sich an den Rettungsring.

Beendet hat die Konferenz Nico Sonnenberg, Vertreter und Account Manager von der Bright Solutions GmbH mit Sitz in Darmstadt, mit seinem Vortrag. Im Austausch mit dem Moderator, Prof. Dr. Thomas Thiessen von der Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation, sprach Sonnenberg über die Entwicklung innovativer Apps in Zusammenarbeit mit seinen Kunden. Hierbei stellte er den Teilnehmern der Konferenz MyFoam vor: Mit der Webanwendung und App können Schaumstoffeinlagen für Werkzeuge in Werkzeugkoffern der Losgröße 1 nach Fotos oder Scans hergestellt werden. Ein Unternehmen für Lichtwerbung im Außenbereich verdeutlicht in einem 3D-Konfigurator inklusive Augmented Reality zusammen mit Bright Solutions, wie die geplante Werbung an dem vorhandenen Gebäude aussehen wird.

Fazit: Digitalisierung ist realisierbar, sie erfordert Klarheit und konkrete Zielsetzungen

Digitalisierung ist für alle Unternehmen auch mit kleinerem Budget realisierbar und eignet sich gerade in der Anfangsphase für kleinere Projekte. Voraussetzung ist, dass sich der Inhaber oder Geschäftsführer mit dem Thema auseinandersetzt und die Abläufe und Kennzahlen in seinem Betrieb gut kennt. Diese Voraussetzungen ermöglichen, digitale Vorgänge gezielt und an den richtigen Schnittstellen im Unternehmen einzusetzen. Es empfiehlt sich, zunächst Prozesse zu digitalisieren, die das Unternehmen im analogen Zustand viel Geld kosten. Wichtig ist zu beachten, dass sich Digitalisierung nicht auf die Technik beschränkt, sondern viel mit Führung und Kommunikation zu tun hat. Deshalb müssen von Anfang an die Mitarbeiter*innen einbezogen werden.

Hintergrund

Rund 60 Teilnehmer aus kleinen und mittleren Unternehmen nahmen am 9. Februar 2017 an der Konferenz digital_real teil und informierten sich zu aktuellen 4.0-Themen und Best-Practise-Beispielen aus der Wirtschaft. Gastgeber war das mittelständische Unternehmen Fischmaster GmbH mit Sitz im südhessischen Trebur. Gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt, organisierte die Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation die Konferenz, um Vertretern aus kleinen und mittleren Unternehmen praxisorientierte Informationen an die Hand zu geben und Unterstützungsangebote der Förderinitiative aufzuzeigen.

Angebotskarte „Praxiskonferenz digital_real“ herunterladen

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