Videobasierte Lerneinheiten

Betriebliches Lernen soll im Arbeitsprozess integriert sein

Um den steigenden Anforderungen an die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerecht zu werden, muss betriebliches Lernen zunehmend in unterschiedlichen, teilweise IT-gestützten Formen erfolgen. Heute ist die Nutzung IT-gestützter Lernformen nur partiell in den Unternehmen verbreitet und der überwiegende Anteil der Unternehmen ist noch nicht ausreichend vorbereitet, um die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Lesen Sie mehr dazu im ersten Teil des Fachartikels „Betriebliche Weiterbildung wird in Zeiten der Digitalisierung immer bedeutsamer“.

„Im Rahmen unserer Studie wollten wir auch erfahren, wie betriebliches Lernen „optimalerweise“ in 5 bis 10 Jahren gestalten sein sollte. Daher haben wir neben Unternehmensvertretern auch 12 Experten und Expertinnen im Feld beruflicher Qualifizierung, Lernmethoden und Lerntechnologien befragt.“ erklärt Dr. Rensing.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Lernen orientiert an den Arbeitsprozessen und integriert in den Arbeitsprozess stattfinden sollte.

Arbeitsprozessorientiertes Lernen bedeutet, dass sich Lernen an problemhaltigen Situationen der beruflichen Praxis, d. h. an den tatsächlichen Unternehmensprozessen, orientiert. So kann die Motivation gesteigert und eine Übertragung des Gelernten in die eigene berufliche Praxis vereinfacht werden. In diesem Zusammenhang sind auch praktische Übungen von hoher Bedeutung, beispielsweise das Kennenlernen und Erproben einer neuen Produktionsumgebung in einer Lernfabrik. Eine Lernfabrik bildet eine Produktionsumgebung realitätsgetreu nach und unterstützt insbesondere den Erwerb von Handlungskompetenzen.

Während arbeitsprozessorientiertes Lernen eher auf eine Praxisorientierung ausgerichtet ist, findet der Lernprozess beim arbeitsprozessintegrierten Lernen „on the Job“ statt.

Wird Lernen verstärkt mit der Arbeit verknüpft, gewinnt es an Normalität und Regelmäßigkeit und ist motivierend.

Ein weiterer Vorteil ist, dass weniger Zeit nötig ist, um die Mitarbeiter auf eine ausführliche, arbeitsplatzferne Schulung zu schicken.

Lernen im Arbeitsprozess kann in verschiedenen Formen und mit Hilfe verschiedener Anwendungen erfolgen. Häufig werden von den Experten die Nutzung digitaler Assistenzsysteme, kollaboratives Lernen, Lernen mit digital aufbereiteten Lernmaterialien oder Formen des Wissensmangements genannt. Frau Després entnimmt den Äußerungen der Experten: „Je mehr Lernen am Arbeitsplatz während der Arbeitszeit stattfindet, umso mehr verwischen die Grenzen zwischen Lernen und Wissensdokumentation sowie Wissensaustausch.“

Die Studie zeigt aber auch, dass noch ein umfassender Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht. Dr. Rensing hat analysiert:

„Viele Potenziale werden sogenannten adaptiven Lernanwendungen zugesprochen, mittels derer die Lernangebote personalisiert für den einzelnen Lernenden gestaltet werden. Hier sind wir aber noch ganz am Anfang einer längeren Entwicklung. Handlungsbedarf sehe ich aber auch bei den Assistenzsystemen. Diese nehmen heute den Mitarbeiter zwar bei der Hand und zeigen ihm den nächsten Handlungsschritt auf, aber damit lernt der Mitarbeiter nicht unbedingt etwas. Die Unterstützung durch das Assistenzsystem sollte nach und nach reduziert werden, damit der Mitarbeiter nicht davon abhängig wird. Ansonsten wäre er wohl mittelfristig auch durch einen Roboter ersetzbar.“

Im Rahmen der Studie wurden im Zeitraum Februar bis Mai 2016 insgesamt 32 Personen in telefonischen Experteninterviews befragt, darunter 20 Vertreter aus Unternehmen und 12 Experten. Die vollständigen Ergebnisse der Studie und abgeleitete Handlungsempfehlungen finden Sie hier: Studie „Mitarbeiterqualifizierung und Wissenstransfer im Zusammenhang der Digitalisierung von Arbeitsund Geschäftsprozessen“ herunterladen

Bildquelle: Pexels / karsten madsen CC0 License